ÖAL Monographie 1
In der Tradition der Ringversuche beim Umweltbundesamt und später im Forum Schall wurde im Jahr 2018 ein weiterer Ringversuch für bauakustische Messungen geplant, organisiert und ausgewertet. Prüfobjekte dabei waren eine vertikale und eine horizontale Übertragungssituation in einer Musikschule in Steyregg, Oberösterreich. Als Messvorschriften wurden ÖNORM EN ISO 16283-1 und ÖNORM EN ISO 16283-2 in Verbindung mit ÖNORM EN ISO 717-1 und ÖNORM EN ISO 717-2 herangezogen. Die besondere Herausforderung bei diesem Ringversuch waren die hohen Schallschutzniveaus inklusive der stark bedämpften Sende- und Empfangsräume. Download (Ausgabe April 2019, druckfehlerberichtigte Version)(18MB) |
Der Ringversuch wurde nach ISO 5725-1 in Verbindung mit ÖNORM EN ISO 12999-1 geplant und ausgewertet. Es nahmen 20 Prüfstellen am Ringversuch teil. Die Ergebnisse wurden unter anderem auch zum Vergleich mit vorangegangenen Ringversuchen als Vertrauensbereiche ausgewiesen. Diese beschreiben den wahren Wert für das gemessene Merkmal inklusive eines Toleranzbereichs, auch wenn von einem einzelnen Laboratorium nur eine einzige Ermittlung der zu messenden Größe durchgeführt wird. Die Vertrauensbereiche um die Einzahlangabe im Standardfrequenzbereich liegen beim Luftschall bei ±2,23 dB für die vertikale Übertragungssituation und ±1,82 dB für die horizontale, beim Trittschall bei ±2,52 dB für die vertikale und ±1,43 dB für die horizontale. Sie befinden sich damit im Vergleich zu vorangegangenen Ringversuchen im üblichen Bereich. Dies ist von besonderer Bedeutung, da die Schallschutzniveaus damals um bis zu 10 dB höher lagen. Die verwendeten Methoden sind daher auch geeignet, bauakustisch anspruchsvolle Niveaus mit einer guten Präzision zu ermitteln. Die spektrale Analyse zeigt, dass die Wiederhol- und Vergleichsgrenzen der ÖNORM EN ISO 12999-1 nicht über den gesamten Frequenzbereich und nicht bei allen Übertragungssituationen eingehalten werden. Dadurch ergeben sich jedoch keine bedeutsamen Abweichungen, bedenkt man die ambitionierte Aufgabenstellung im Vergleich zu üblichen Übertragungssituationen.
Bei der Auswertung der Spektrum-Anpassungswerte für den erweiterten Frequenzbereich liegen die ermittelten Werte beim Luftschall bei ±4,5 dB für die vertikale Übertragungssituation und ±3,99 dB für die horizontale und beim Trittschall bei ±2,93 dB für die vertikale und ±4,76 dB für die horizontale. Diese Abweichungen sollten bei der rechtsverbindlichen Festlegung solcher Werte wie auch in der Normung im Auge behalten werden.
Im Ringversuch wurden auch die Einflüsse unterschiedlicher Messmethoden auf die Mittelwerte der Einzahlangaben und auf die Spektrum-Anpassungswerte im erweiterten Frequenzbereich als höchst sensitive Kennzahlen berücksichtigt.
Es zeigt sich, dass bezüglich der Messwerte keine statistisch signifikanten Zusammenhänge durch
- ein- oder mehrkanalige Messungen,
- die Wahl des Senderaumspektrums,
- die Mikrofonpositionen bzw. -führung,
- die Art der Anregung der Nachhallzeitmessung und
- die Anwesenheit von Personen in Sende- und Empfangsräumen
bestehen. Lediglich die Messdauer hat einen leichten Einfluss auf die Luftschallmessung, wobei dies auf die höhere Wahrscheinlichkeit von Fremdgeräuscheinflüssen mit zunehmender Messdauer zurückzuführen sein dürfte, da die Luftschalldämmung mit zunehmender Messdauer tendenziell abnimmt.
Für alle Prüfstellen und Aufgaben inklusive der Nachhallzeitmessung wurden die laborinternen z-Scores ermittelt.